Sie gingen auf die letzte Reise Hermann «Männi» Lagler Geboren 22. 02. 1923 - Verstorben 11. 05. 2014 Als Jüngster und Nachzügler von dreizehn Kindern kam er am 22. Februar 1923 in Duisburg auf die Welt. Sein ältester Bruder war über zwanzig Jahre älter. Aufgewachsen ist Männi in Schindelboden in Himmelried SO, wohin seine Mutter mit den jüngeren Kindern nach dem Tod ihres ersten Mannes und der Heirat mit Otto nach Aeschi zog. Von ihm lernte Männi viel an handwerklicher Geschicklichkeit und wie man aus fast nichts Praktisches und Sinnvolles machen kann. Nach dem Abschluss der Schule im März 1938, mit 15 Jahren, kam er nach Basel, Kleinhüningen, in den Rheinhafen. Als Schiffsjunge ging er von hier aus aufs Wasser. Vom Sommer 1938 bis Januar 1939 machte er als Schiffsjunge fünf Reisen von Antwerpen nach New York und zurück auf dem Passagierschiff WESTERLAND von der «Red Star Line». Im Februar 1939 begann er im Kurs 1 auf dem Schulschiff Leventina die Matrosenausbildung. In der Folge war er immer wieder auf dem Rhein und mit der Schweizerischen Hochseeflotte unterwegs, auf Schiffen in und um Europa. Ende 1944 wurde die Rheinschifffahrt kriegsbedingt eingestellt. Mit 10 Mann wurde er von der Reederei mit dem «Don Suisse» ins elsässische Kali- und Weingebiet geschickt, wo sie bis zum Kriegsende und noch etwas länger in fünf Ortschaften Verpflegungskantinen einrichteten und betrieben. Viel Not im zerstörten Frankreich erlebte er dabei. Ab 1946 war Männi Lagler wieder Schiffsführer bei der Schweizerischen Reederei. 1947 heiratete er Lilly Hediger, die er in Kleinhüningen im Restaurant Schiff kennen gelernt hatte, wo sie servierte. Mit der Heirat kam sie zu ihm aufs Schiff. Sie schrieb in ihrem Lebenslauf: «Mit Männi, meinem Schiffsmann, lernte ich eine unbekannte Schifferwelt mit viel Schönem und viel aufregenden Erlebnissen kennen.» Ein Jahr später, im März, kam ihre Tochter Vreny zur Welt. Sie entschieden, wegen ihrer Tochter, dass sie nicht mehr mit dem Schiff auf dem Rhein unterwegs sein wollten und zogen an die Kleinhüninger Anlage. Von 1949–1955 wurde er als Lotse von der Schweizerischen Reederei zwischen Birsfelden und Strassburg eingesetzt. lm Mai 1954 kam ihre zweite Tochter Ursula auf die Welt. 1956 stieg Männi in den Proviantboot-Betrieb seines Bruders David in den Basler Häfen ein. Mit zwei kleinen Booten mit über 3000 Artikel darauf geladen, fuhren sie von Schiff zu Schiff in den Basler Häfen, um sie mit Lebensmittel und allem Nötigen zum Leben zu versorgen. Mit der Zeit übernahm er mit seiner Frau Lilly das ganze Proviantbootgeschäft von seinem Bruder. Sie führten es bis 1972. Die Zeit hatte sich verändert, die Schiffer versorgten sich jetzt in den Supermärkten. Männi in Pension, das hiess nicht ein ruhiges Leben. Jetzt kam einfach anderes zum Zuge. Er begann mit Lilly zu reisen. In Hawaii, bei der Verwandtschaft in Los Angeles, Maui, diverse Kreuzschifffahrtsreisen, Italien, Spanien, an etliche Orte zog es sie; es war, wie wenn sie den Ausgleich suchten zu den langen Jahren der Arbeit, wo das nicht möglich war. Daneben war die Familie ganz wichtig. Die Kinder von Ursula, Andreas und Remo und etwas später der Sohn Lars von Vreny. Ein Familienmensch war er schon immer. Jetzt hatten er und Lilly viel Zeit für sie. Die jüngste Generation, seine Urenkelin Alia, kam während der Abdankung von Lilly im letzten Jahr auf die Welt. Er fotografierte gern und viel, auch seine Familie und am liebsten Lilly, die es nicht gernhatte. Er war im Schifferverein Basel-Kleinhüningen und in der Bürgerkooperation Kleinhüningen und genoss deren Anlässe. Anfangs 2000, er war schon 80, wollte Männi lernen, wie Computer funktionierten und zu was sie gut waren. In kurzer Zeit hatte er sich mit der Hilfe von Vreny eingearbeitet, schrieb aus dem Gedächtnis Geschichten aus seinem Leben auf, die u.a. im «Bullaug» veröffentlicht wurden, führte Tagebuch auf dem PC, machte Excel-Listen für die Waschküchen in der Genossenschaft an der Kleinhüninger-Anlage. Viel gäbe es noch zu erzählen. Er sammelte lang und intensiv Briefmarken und nahm interessiert am Weltgeschehen teil. lm März 2012 feierten Lilly und Männi die «eiserne Hochzeit» (65 Jahre) zusammen. Ein schönes Fest war es. Vor 2 Jahren wurde für Lilly das Treppensteigen zu beschwerlich. Sie zogen ins betreute Wohnen des APH St. Christophorus in die Dorfstrasse, in eine kleinere Wohnung mit Lift. Lilly hatte wenig von der neuen Wohnung. Kaum angekommen, musste sie mit einer Krebsdiagnose ins Spital. Sie starb im März vor einem Jahr. Männi blieb zurück, traurig und tapfer. Bald meldete sich auch seine Gesundheit. Das Atmen machte ihm Mühe, er bekam permanent Sauerstoff, war so an seine Wohnung gebunden, umsorgt von seinen Töchtern, von der Familie und Leuten aus dem Haus. Die letzten Tage musste er ins Spital, wo er verstarb, nachdem er sich von allen der Familie am Tag davor verabschiedet hatte. Klar war er, bis zum letzten Atemzug. Klar im Kopf war er sein ganzes Leben lang – und etwas eigen. Die Arbeit war lange sehr wichtig für ihn. Gewissenhaft, korrekt, pünktlich, gut organisiert und pingelig genau war er. Diplomatie war nicht sein Ding. Wenn etwas gesagt werden musste, kam es gerade und direkt, ohne Wenn und Aber. Etliche hat er wohl auf seinem Lebensweg dadurch brüskiert und verletzt. Böse meinte er es nicht, nur eben Klarheit und Ehrlichkeit war oberstes Gebot. Neugierig und interessiert war er an Vielem. So fragte er nach, erzählte gern. Wenn er helfen konnte, war er da. Etwas flicken, sich etwas Praktisches und Geschicktes ausdenken und umsetzen, ein Meister war er darin. Er war auch Gönner des Schiffervereins und ein gerne gesehener Gast an unseren Anlässen. Lilly Lagler-Hediger Am 27. Januar 1926 wurde Lilly Hediger in Reinach AG geboren. Dort erlebte sie mit Ihren beiden Schwestern eine glückliche Jugend. Nach der Schulzeit arbeitete sie in einer Metzgerei und dann in einer Klinik in Leymen. In der Lenk machte sie danach eine Lehre als Serviertochter. 1946 lernte sie Hermann Lagler kennen, welchen sie 1947 heiratete. Mit ihm erlebte sie aufregende und schöne Erlebnisse auf der Schifffahrt. Nach der Geburt Ihrer zweiten Tochter, gingen sie 1954 ihren Töchtern zuliebe an Land. Ihr Mann übernahm in Basel den Schiffsproviant, welchen er 17 Jahre führte. Erst die Jahre danach wurden ruhiger. Krankheiten und Operationen hatten sie stark gemacht. Ihre Kinder und ihre drei Enkelkinder Kinder machten ihr viel Freude. Wenn ein Schiff hinter dem Horizont verschwindet, setzt es seine Reise dennoch fort" Der Familie, den Angehoerigen, Freunden und Bekannten entbieten wir unser herzlichstes Beileid. Wir werden Ihn in bester Erinnerung behalten REST IN PEACE
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